Stefan Hückstädt
Year:
2023
Bibliographic info:
13th International BUILDAIR Symposium, 2-3 June 2023, Hannover, Germany

Die luftdichte – bzw. physikalisch korrekt: ausreichend luftundurchlässige – Bauweise von Gebäuden entspricht bekanntermaßen dem aktuellen Stand bzw. den allgemein aner-kannten Regeln der Technik. In Neubauten ist eine ausreichend luftundurchlässige Ausführung bei sorgfältiger Planung, Umsetzung und Qualitätskontrolle der Ausführung auch verhältnismäßig einfach erreichbar.  
Anders stellt sich die Situation oft bei Modernisierungen bestehender Gebäude dar. Hier muss die luftdichte Hülle teilweise in bestehende Gebäudeteile nachträglich integriert werden. Dabei werden die einzelnen Bauteile unter Umständen nicht vollständig geöffnet. Dies ist beispielsweise bei Sanierungsmaßnahmen von außen der Fall, wo oft die Bewohner möglichst ungestört im Gebäude verbleiben sollen. Wenn vorhandene Luftdichtheits-schichten weiter als solche genutzt werden sollen, ist deren Ausführungsqualität meist nicht klar. Anschlussverklebungen müssen auf bestehenden Oberflächen durchgeführt werden, wobei diese oft ohne weitere Behandlung nicht als Klebeuntergrund geeignet sind. Teilsanierungen führen dazu, dass nicht das gesamte Gebäude ertüchtigt und damit luftdicht abgedichtet wird, sondern eben nur der betroffene Sanierungsbereich. All diese Punkte und weitere führen bei der nachträglichen Luftdichtung von Bestandsgebäuden zu größeren Herausforderungen an alle Beteiligten und deren Arbeiten.  
Obligatorisch sollte daher eine sorgfältige Bestandsaufnahme sein. Dabei können sowohl die bestehenden Bauteilaufbauten in der Fläche als auch deren Übergänge für die spätere Detailausbildung in Augenschein genommen werden. Auch der spätere Verlauf der Luft-dichtung im Gebäudeschnitt bzw. das später beheizte Gebäudevolumen sollte berück-sichtigt werden.  
Im nächsten Schritt sollte dann eine sorgfältige Planung erfolgen. Für jedes Bauteil wird die Luftdichtheitsebene festgelegt. Zu beachten sind hierbei unter anderem bauphysikalische und konstruktive Besonderheiten, beispielsweise, wenn die Luftdichtung von außen in die Konstruktion eingebracht werden soll.  
Besonderes Augenmerk gilt auch einem bisher unausgebauten Dachraum. Generell stellt sich hier die Frage, ob dieser Bereich mit in das beheizte / luftdichte Gebäudevolumen aufgenommen werden soll oder nicht. Abhängig davon sowie abhängig von der Heran-gehensweise (von innen oder außen) ergeben sich Besonderheiten hinsichtlich Ausführung und Detailausbildung.  
Für gemauerte Außenbauteile gilt es zu beachten, dass hier meist der Innenputz die gefor-derte Luftdichtheit erzeugt. Demzufolge müssen auch alle entsprechenden Bauteile über eine vollflächige und geschlossene Putzschicht verfügen. Dies ist jedoch teilweise hinter Vorwandinstallationen, hinter Kniestockwänden oder im Dachspitz nicht der Fall, weswegen dort oft nachgearbeitet werden muss.  
Eine Vielzahl luftdichter Abdichtungen wird durch Verklebungen hergestellt, wobei sich entsprechende Anforderungen an den Klebe-Untergrund ergeben, die jedoch gerade im Gebäudebestand nicht oft gegeben sind. Daher sollte eine Grundreinigung vor Verklebung eigentlich obligatorisch sein. Unter Umständen müssen Bauteilschichten gar ergänzt werden – z. B. Mauerwerk oder Putz. Leichter oberflächlicher Staub kann vor Verklebung mithilfe eines sog. Haftprimers gebunden werden. Nicht standfeste, abbröckelnde Ober-flächen sind nicht geeignet für Verklebungen. 

Als Alternative zu den „klassischen“ Verklebungen können Anschlüsse bei komplizierter Geometrie oder schwierigen Oberflächeneigenschaften auch mit Flüssigdichtstoff abge-dichtet bzw. angeschlossen werden. Diese Dichtstoffe haften auf den meisten bauüblichen Materialien und sind relativ einfach und zeitsparend durch Aufsprühen oder Aufstreichen applizierbar.  
Zu guter Letzt ist auch bzw. insbesondere bei Arbeiten im Bestand eine baubegleitende Qualitätssicherung sinnvoll, da der Teufel hier im wahrsten Sinne des Wortes oft im Detail steckt. 

For further information please contact Stefan Hückstädt at: stefan.hueckstaedt@proclima.de